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Deutscher Gesundheitsminister: „Es wird ein ernstes Problem bei der Sicherstellung der Langzeitpflege geben“

Anfang dieses Monats erklärte der deutsche Gesundheitsminister Karl Lauterbach, dass die Zahl der Menschen, die in Deutschland auf Langzeitpflege angewiesen sind, „explosionsartig“ gestiegen sei.

Dieser Anstieg übertrifft die demografischen Prognosen bei weitem, mit über 360.000 mehr pflegebedürftigen Menschen im Jahr 2023 im Vergleich zu den erwarteten 50.000.

Diese Entwicklung ist dem „Sandwich-Effekt“ geschuldet, bei dem sowohl die älteren Generationen als auch die ersten Babyboomer gleichzeitig Pflege benötigen.

Laut Minister Lauterbach wird dieser signifikante Anstieg „zu einem ernsthaften Problem bei der Sicherstellung der Langzeitpflege führen“, da das derzeitige Pflegesystem ohne substanzielle finanzielle Reformen nicht in der Lage sei, diese Nachfrage zu bewältigen. Allerdings scheint es aufgrund unterschiedlicher Ansichten unter den Ministerien und Koalitionspartnern unwahrscheinlich, dass in der aktuellen Legislaturperiode eine Einigung auf umfassende Reformen erzielt wird. Deutschland steht nun vor einer akuten Krise, die dringende finanzielle Anpassungen und zukünftige umfassende Reformen erfordert.

Die Situation wird zusätzlich dadurch verschärft, dass immer mehr Deutsche ein Alter erreichen, in dem die Wahrscheinlichkeit, pflegebedürftig zu werden, steigt. Bis 2030 wird die Generation der Babyboomer in den Ruhestand treten, was die Zahl der Pflegekräfte verringern und den Pflegebedarf potenziell erhöhen wird. Besonders besorgniserregend ist die Altersstruktur unter den derzeit beschäftigten Pflegekräften, da nur etwa 25 % unter 35 Jahre alt sind, während der größte Anteil (rund 40 %) 50 Jahre oder älter ist.

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Warum internationale Rekrutierung nicht die Lösung ist

Obwohl die internationale Rekrutierung von Pflegekräften weit verbreitet ist, stellt sie keine nachhaltige Lösung für die Pflegekräftekrise dar. Die internationale Rekrutierung wurde als primäre kurzfristige Lösung für den Pflegekräftemangel genutzt, insbesondere in Deutschland. Über ein gemeinsames Programm, das seit 2013 läuft, vermitteln die Internationale Vermittlungsstelle der Bundesagentur für Arbeit und die Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit Pflegekräfte aus Drittstaaten nach Deutschland.

Dennoch macht die Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte immer noch einen kleinen Teil der Pflegekräfte aus. Obwohl sie kurzfristig hilft, kann sie nicht die notwendigen Veränderungen im deutschen System und die Attraktivität der Arbeitskräfte ersetzen. Dieser Ansatz führt auch zu Personalengpässen in den Herkunftsländern und kann negative Auswirkungen auf die migrantischen Pflegekräfte haben, wie z.B. Dequalifizierung und Verlust von Zeit und Finanzen aufgrund der Notwendigkeit, sich im Zielland neu zu qualifizieren. Darüber hinaus verbietet der WHO Global Code of Conduct die Rekrutierung aus Ländern, die selbst bereits unter einem Mangel an Fachkräften leiden oder eine ähnliche demografische Entwicklung wie Deutschland haben. Dennoch macht die Rekrutierung ausländischer Pflegekräfte nur einen kleinen Teil der gesamten Pflegekräfte aus. Auch wenn sie kurzfristig hilft, kann sie nicht die notwendigen Änderungen im deutschen System und der Attraktivität des Berufsfeldes ersetzen. Dieser Ansatz führt zudem zu Personalengpässen in den Herkunftsländern und kann sich negativ auf die migrantischen Pflegekräfte auswirken, wie zum Beispiel durch den Verlust von Qualifikationen und die Notwendigkeit, in Deutschland zusätzliche Zeit und Geld für die Requalifizierung aufzuwenden. Darüber hinaus verbietet der WHO Global Code of Conduct die Anwerbung von Fachkräften aus Ländern, die selbst bereits unter einem Mangel an qualifizierten Arbeitskräften leiden oder eine ähnliche demografische Entwicklung wie Deutschland aufweisen.


Die Rolle der Pflegekräfte neu denken

Ein neuer Ansatz fordert ein Umdenken in der Rolle des Pflegepersonals. Trotz des Status als Industrienation ist der Pflegeberuf in Deutschland weniger attraktiv als in den Nachbarländern. Hauptgrund dafür ist, dass der Umfang der klinischen Tätigkeiten, die nach einem Bachelor- oder Masterabschluss zulässig sind, nicht den erworbenen Fähigkeiten entspricht. Beispielsweise dürfen akademisch ausgebildete Pflegekräfte in Deutschland aufgrund rechtlicher Einschränkungen keine Diagnosen stellen, Medikamente verschreiben oder Impfungen durchführen. Diese Tätigkeiten fallen in den Aufgabenbereich von Nurse Practitioners in den USA.

Pflegekräfte forderten auf dem letztjährigen World Health Summit ein neues Verständnis der Rolle der Pflegekräfte, neue Kompetenzmodelle und globale Pflegestandards mit länderspezifischen Anpassungen. Die Erweiterung des Kompetenzbereichs für Pflegekräfte in multidisziplinären Teams, insbesondere in Deutschland, könnte dazu beitragen, die Attraktivität des Pflegeberufs zu steigern und die Bereitstellung hochwertiger Gesundheitsversorgung für die Allgemeinheit zu gewährleisten. Um dies zu erreichen, müssen jedoch technologische Fortschritte genutzt werden, um Pflegekräfte von einfachen und sich wiederholenden Aufgaben wie der Überwachung von Vitalzeichen oder der Administration zu entlasten.


Technologie zur Unterstützung von Pflegekräften nutzen

Technologisierung wird häufig in Diskussionen darüber erwähnt, wie der Pflegenotstand gelöst und die Qualität der Pflege in Deutschland gesteigert werden kann. Pflegekräfte durch technische Hilfsmittel zu entlasten, bedeutet mehr Zeit für die persönliche Pflege und menschliche Interaktion mit den Patienten.

Das Ziel ist es, die neuesten Technologien und die Digitalisierung zu nutzen, um Arbeitsprozesse zu vereinfachen und zu verkürzen und die einfachsten Aufgaben an Geräte zu übertragen. Mit der Unterstützung durch Technologie kann die Rolle der Pflegekräfte in Deutschland aufgewertet werden, was den Beruf attraktiver macht und dem Pflegepersonal ermöglicht, ihre Fähigkeiten effektiver in der Patientenbehandlung und -pflege einzusetzen. Dies würde nicht nur die Personallücke schließen, sondern auch die Realität des Pflegeberufs in Deutschland verbessern, Burnout reduzieren und die allgemeine mentale und körperliche Belastung der Pflegekräfte verringern.

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